Jeden Wintermorgen
kreuze ich den Weg
frierender Wartender
vor der Wärmestube.
Es ist eine stetig wachsende
Gesellschaft der Abgehängten
und Abhängigen
von Wärmestuben und Tafeln,
von der Restwärme unserer Gesellschaft.
Hier ist der Ort,
an dem die Kälte
abgeschüttelt werden kann,
eiskalte Hände und Zehen auftauen,
wo sich Herzenstüren
langsam quietschend öffnen.
Die Augen tränen vor der Tür
und glänzen dahinter.
Müde, steife Glieder strecken sich
einen Moment lang
in so etwas wie Behaglichkeit aus.
Heute trete auch ich ein,
denn ich hab da mal ‘ne Frage:
„Gibt es hier auch
Wärme- und Energiequellen für alle?
So für die ganze Gesellschaft?“
Die schlittert nämlich
von einer zur nächsten Krise:
der neue kalte Krieg,
Pandemie und Klima,
um nur die Offensichtlichen zu nennen.
Krisen,
die Fragen aufwerfen,
Geldbörsen leeren,
die bei manchen Menschen
die Herzen mit Angst
und die Köpfe mit Panik füllen.
Krisen als Auslöser,
den Verstand zu verwirren
den Respekt zu vergessen
und den Ton verrohen zu lassen.
Wir sind am Ende angelangt
mit Wärme und mit unseren Energien.
Die Wärmestubenmitarbeiterin
schaut mich treuherzig an:
„Ich kann Ihnen gerne einen
Kaffee machen.
Hier rücken alle zusammen,
da wird es Ihnen im Nu warm.
Da gehen Sie dann mit einer Wärme hinaus,
da denken Sie,
die reicht für die ganze Welt.“
Ich quetsche mich
zwischen die auftauenden,
dampfenden Leiber
und mache sie weit auf,
meine innere Wärmestube.
Miriam Falkenberg, In: Pfarrbriefservice.de